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Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus unum Patrem!

Gedanken von Martin Heißwolf
Ich bin evangelischer Christ. Und ich konnte mich von der Livesendung am 8.Mai 2025 vom Petersplatz nicht losreißen. Warum? Es war selbst für mich als Outsider faszinierend, fesselnd. Diese Begeisterung! Diese Freude! „Annuntio vobis gaudium magnum: habemus papam!“ Ich verkündige euch große Freude: Wir haben einen Papst! Und dann war es auch faszinierend strange. „Papa“, das lateinische Wort für „Papst“ ist eine Ableitung vom lateinischen „Pater“, wie „Abba“ von hebräischen „Ab“.
Wie strange das ist, merke ich erst nach der Begeisterung. Wir haben den Vater, den Abba, doch nicht erst seit dem 8.Mai 2025! Es ist doch so, wie Johannes schreibt: „Jeder, der darüber hinausgeht, [dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist,] und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn“ (2.Johannes 1,9). „Omnis qui praevenit et non manet in doctrina Christi, Deum non habet. Qui manet in doctrina, hic et Patrem et Filium habet.“ Bei der Plethora der über die Heilige Schrift, vor allem aber über das schlichte Bekenntnis zur Fleischwerdung Christi hinausgehenden päpstlichen Lehrentscheidungen stellt sich die bange Frage, ob aus dem schlichten „Bleiben“ nicht schon lange ein immer in größere Ferne verführendes „Darüberhinausgehen“ geworden ist. Mich bewegt diese bange Frage freilich auch und noch viel mehr bei den vielen und viel diverseren protestantischen Lehrentscheidungen.
So sehr ich mich auch als evangelischer Christ über die Ernennung eines Missionars zum Papst freue, so sehr ich für ihn bete, dass er sein schweres Amt in Demut und Gottesfurcht ausfüllen möge, so wenig teile ich die Auffassung, dass dieser bedeutende Mann „Papa“ sein soll. Möge er ein weiser Leiter und Erzieher in Christus werden, ein geistlicher „Pädagoge“ in einer orientierungslosen und schweren Zeit! „Auch wenn ihr ungezählte Pädagogen in Christus haben mögt, so doch nicht viele Väter.“ (1.Korinther 4,15a). „Nam si decem milia disciplinarum habeatis in Christo, sed non multos patres.“
„Wir haben“ einen neuen, den 267. Papst. „Habemus Papam!“ jubeln katholische Christen auf der ganzen Welt. „Non multos patres habemus“ – Wir haben nicht viele Väter!“ geben wir zu bedenken. Und wir jubeln, sollten jubeln! Habemus Patrem! Habemus unum Patrem! Wir haben nur EINEN Vater! Das Bekenntnis, dass nur EIN Vater ist, hängt untrennbar mit dem Bekenntnis zu der EINEN, der wahrhaft „katholischen“ Kirche, zusammen:
„Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: Nämlich:
ein Leib
und ein Geist,
wie ihr auch berufen seid
zu einer Hoffnung eurer Berufung. Nämlich:
ein Herr,
ein Glaube,
eine Taufe,
ein Gott und Vater aller,
der da ist über allen und durch alle und in allen“ (Epheser 4,3-6).
DAS ist wahre Katholizität! Sie kann nicht und darf nicht an einem der vielen römischen Bischöfen hängen.
Weitere Beiträge zu diesem Thema:
Friede! Einheit! Mission! – Ein Beitrag von Prof. Dr. Tobias Schuckert, PhD, Internationale Hochschule Liebenzell
Wir müssen gemeinsam versuchen, eine missionarische Kirche zu sein. – Ein Beitrag von Martin Heißwolf