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Impuls zum Monatsspruch Juli 2025

„Eure Freundlichkeit werde allen Menschen bekannt! Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“
Philipper 4,5-6
In einer Welt der Ellenbogen, des „survival oft he fittest“, oder wie dieser ethische Grundwert einer darwinistischen Weltanschauung auf Japanisch heißt, in einer Welt des 弱肉強食, in der das „Fleisch der Schwachen das Fressen der Starken“ ist, scheint Freundlichkeit nicht nur Luxusgut zu sein, sondern gefährliche Einfalt. Doch diese Worte stammen nicht von einem entspannten Lebenskünstler in seiner Luxusvilla, sondern von Paulus im Gefängnis des monströsen Diktators Nero. Wie kann er so etwas schreiben?
Die Hoffnung, dass der Herr bald kommt, nimmt der Gemeinde „die Sorge, sie schädige sich durch ihre Freundlichkeit. Der Herr, der alle richten und in alle Verhältnisse die ganze Gerechtigkeit herstellen wird, wird bald hervortreten. Das bewirkt zugleich, dass die Gemeinde sich vor ihrem Zorn fürchtet. Denn der Herr ist von denen zu fürchten, die nicht verzeihen, sondern an den anderen als Richter handeln“ (Schlatter, Auslegung, 103). „Weil der Herr nahe ist, das heißt, alle den Christen zugesprochene Endherrlichkeit bald offenbare Wirklichkeit wird, darum können sie freundlich gegen alle Menschen sein, auch trotz aller Verfolgung. Aus dem Glauben an ihre verborgene himmlische Licht-, Macht- und Lebensfülle ergibt sich die rettende Milde. Sie ist der irdische Widerschein des himmlischen Glanzes. Also nicht eine Schwäche oder Sentimentalität ist sie, sondern erdgeformte Auswirkung eines eschatologischen Besitzes.“ „Vorbild ist Jesus als der Offenbarer göttlich-königlicher Hoheit. Als der ‚Himmelskönig‘ (Philipper 4,5) ist er mild, wie eben nur einer, der alle Vollmacht hat, mild und freundlich sein kann. Freundlichkeit ist also Ergänzung zur himmlischen Hoheit. Der Schwache wird immer ängstlich Macht und Würde verteidigen wollen. Der vom Himmel Bevollmächtigte kann alle rettend-heilende, alle vergebend-erlösende Milde entfalten, auch persönlichen Gegnern gegenüber. Da nun Paulus und die Gemeinde in sich ihre himmlische Berufung tragen (Philipper 3,20) und so der himmlischen Herrlichkeit zugeordnet sind, darum müssen auch sie Freundlichkeit aufweisen“ (Preisker in Kittel, II, 586).
Persönlich wirkt sich diese Gewissheit in einer begründeten Sorglosigkeit aus. Diese ist möglich, weil sich die auf den nahen Herrn Wartenden. An ihn, den Nahen, können sie sich vertrauensvoll mit allem an ihn wenden. Es gibt ein Beten, das das Sorgen nicht überwindet, sondern sogar noch schlimmer macht. Das ist das Beten ohne Gewissheit, dass Gott hört. Das ist das Beten, bei dem das Flehen vom Klagen und Beschweren nach unten gezogen wird. So brauchen Christen nicht beten. Sie beten mit Dank, nicht für alles dankend, sondern in allem dankend. Diese Art von Beten zieht nach oben.
Christsein ist Freude, Freude, die sich in kindlicher Sorglosigkeit und Dankbarkeit ausdrückt. Freude , kindliche Sorglosigkeit und Dankbarkeit können, sollen, Christen zu freundlichen Menschen machen.