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Leben. Würde.

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Kongress Leben. Würde. 2025
Gedanken von Martin Heißwolf

Ich war vom 9. Juni bis 11. Juni 2025 auf dem Kongress Leben. Würde. Die Hauptreferate und das Engagement der vielen Aussteller, die Vielzahl der Workshops, von denen ich leider nur zwei besuchen konnte, haben mich tief bewegt. Die Würde des Menschen von der Empfängnis bis zum letzten Moment des Lebens sind für viele Missionarinnen und Missionare sicher ein tiefes Anliegen. Gerade die vorgeburtliche Würde des Menschen und die Würde des Menschen im Sterben sind nach meiner Wahrnehmung aber nicht genug Gegenstand der missiologischen  Reflexion. Das muss sich sich, meiner Meinung nach, ändern. Um der Missiologie willen. Und auch um der Lebensrechtbewegung willen. Sie braucht missionstheologische Begleitung.

Ich teile hier meine Eindrücke von den zwei Kurzpredigten des Gottesdienstes im Rahmen des Kongresses:

Wahre Freiheit bewahren: nach innen und nach außen (Frank Heinrich)

Johannes 16,33: „Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. Inder Welt seid ihr bedrängt, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Dieser Vers erinnert an Martin Luther Kings Ruf: „Freedom!“ Aber auch an den Martin Luther King, der vor seinen Auftritten weinend und voller Angst in seinem Zimmer betete, bis Freiheit und Zuversicht zu ihm kamen.

Für Christen bedeutet dieser Frieden:

  1. Es gibt eine Erkenntnis der Realität des Leids. Gerade das Thema dieses Kongresses konfrontiert uns mit unüberwindbar scheinenden Leid. Jesus spricht das deutlich aus.
  2. Da hinein spricht Jesus guten Mut zu. Er fordert uns nicht zur Weltflucht auf.
  3. Er kann das, weil er die Welt überwunden hat.

Jesus gibt Frieden, der unabhängig von den äußeren Umständen ist.

Was heißt das für uns? Leben, Liebe Freiheit haben mit dem Wesen Gottes zu tun. Aus Gottes Leben in unser Leben! Aus seiner Freiheit zu der unseren. „Vor allem aber bewahrt euer Herz, denn daraus quillt das Leben.“ „Euer Herz erschrecke nicht! Vertraut auf Gott! Vertraut auf mich!“

Hoffnungssturheit und Glaubensheiterkeit sind angesagt. Freude und Dankbarkeit, Abstinenz in Sachen Richten und fauler Sprache setzen das um ins Leben. Weiter der Fokus auf das Gute, das Vollkommene und das Gott Wohlgefällige. Das gilt auch und gerade denen, die „für das Leben“ und die Menschenwürde unterwegs sind. Sie dürfen keine Inseln der Glückseligkeit sein, sondern der Oasen für Menschen, die sich danach sehen. Sie kämpfen nicht gegen etwas, sondern für etwas.

Die Fenster zur Weite des Lebens aufreißen: Vom Mut, sich seines Verstandes zu bedienen (Andrzej Kuscinski)

1.Mose 1,28: „Genesis 1:27-28  Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, macht sie euch untertan, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“

Heute sind sich Menschen nicht mehr sicher, ob sie überhaupt sein sollten. Es ist heute schwer, geboren zu werden. Heute muss man den Kindern gratulieren, wenn sie bis zur Geburt überlebt haben. Es gibt Bilder von Babys, die fast schon triumphierend die Spirale in der Hand halten. Heute sprechen wir auch von „Kinderlosigkeit aus ökologischer Verantwortung.“

Wir kann man die Menschenwürde begründen? Die Begründung muss ihren Bezug außerhalb des Menschen haben. Und für sie muss mit der Vernunft argumentiert werden. Heute tritt aber Toleranz an die Stelle der Liebe, weil die Liebe nur im Doppelpack mit der Wahrheit vorkommt. „Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!“ Welche Vernünftigkeit ist hier gemeint? Es ist die Vernunft, die alle Fähigkeiten des Menschen, auch die des Wollens umfasst. Die Vernunft, die das sagt, was man auch heute und gerade heute gegen den Mainstream sagen kann und sagen muss.

In diesem Zusammenhang verwies Kuscinski auf die hervorragende Rede von Papst Benedikt XVI vor dem Deutschen Bundestag am 22.11.2022. Aus dieser Rede stammt die Metapher mit dem „aufgerissenen Fenstern“: „Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selbst geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen. Und dabei können wir uns doch nicht verbergen, dass wir in dieser selbstgemachten Welt im Stillen doch aus den Vorräten Gottes schöpfen, die wir zu unseren Produkten umgestalten. Die Fenster müssen wieder aufgerissen werden, wir müssen wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen.“

Die Vernunft muss sich vor allem gegen die atheistische Lüge erheben, der Atheismus sei weltanschaulich neutral, der Glaube der Christen jedoch gebunden. Doch Christen haben keine Angst vor dem Streiten, weil sie wissen, dass die Vernunft zu nichts anderem führen kann als das, was sie aus der Offenebarung nicht bereits schon wissen oder doch wenigstens erahnen.

Vernunft darf nicht absolut gesetzt werden, sondern sie gehört hinein in den Kontext des ganzen Lebens. Man kann den Menschen aus Vernunft nicht töten. Wenn der Mensch alles und alle Menschen verzweckt hat, wird er selbst verzweckt, von einer Natur ohne Gott. Vernünftig heißt lebensfreundlich sein. Wenn die Vernunft auf der Seite des Lebens steht, gilt:

  1. Selbst das geringste Leben hat in den Augen Gottes ewigen Wert. Das ist eine Vernunft Erkenntnis!
  2. Es reicht nicht, sich nur um Gesetzesänderungen zu kümmern. Wir sollen und dürfen kulturelle Prozess anstoßen, um die Mentalität zu ändern. Das geht nur über das persönliche Zeugnis, auch zum Recht des Lebens.
  3. Anstatt zu klagen, dass wir nicht gehört werden, können wir diese Energie dazu verwenden, die Vernunft der Anderen zu wecken, nicht Schranken, sondern Werte zu wecken.