em 22/2 Bibel und Wandel

Aus dem Inhalt:

Timothy C. Tennent, Paradigmenwechsel im globalen Aufbruch des Christentums.

Das Gesicht des Christentums wird immer globaler. Wie lässt sich das rasante Wachstum außerhalb des Westens einordnen? Welche unserer bisherigen Verständniskategorien geraten dabei möglicherweise an ihre Grenzen? Und welche Folgen hat das eventuell für die christliche Missionstheologie und -praxis im 21. Jahrhundert? Der Autor gibt Einblick in die Feldforschung zur globalen Christenheit und bietet einen Überblick über die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Dabei kommt er auf drei maßgebliche Paradigmenwechsel zu sprechen, die die evangelikale Missiologie grundsätzlich herausfordern und – vor allem in ihrer Kombination – noch länger beschäftigen werden.

Heike Brandt, Theologische Ausbildung im digitoralen Zeitalter.

Die digitalen Medien haben unseren Kommunikationsstil verändert. Nachrichten werden in Massen verschickt und vom Empfänger überflogen und selektiert. Wie können wir in dieser Medienflut sicherstellen, dass unsere (Gute) Nachricht die Hörer adressiert? Welche Präferenzen haben sie? In diesem Artikel werden die Entwicklung und Bedeutung des im deutschsprachigen Raum kaum bekannten Begriffs der Digitoralität erklärt sowie Charakteristika und Relevanz dieses ‚Kommunikationsstils’ dargestellt. Insbesondere Implikationen für Veränderungen in der theologischen Ausbildung werden aufgezeigt.

Tianji Ma und Su.Chin Chen, Auf der Suche nach dem „goldenen Mittelweg“: Eine missionsgeschichtliche Reflexion über den Prozess der chinesischen Bibelübersetzung.

Obwohl das Christentum spätestens im siebten Jahrhundert n. Chr. nach China kam, erschienen die ersten gedruckten Übersetzungen erst im neunzehnten Jahrhundert. Christliche Missionare trafen in ihrer Übersetzungstätigkeit auf ein Land, in dem der breiten Bevölkerung christliche Grundkonzepte unbekannt waren und eine christliche Terminologie gänzlich fehlte. Der lange Suchprozess nach einer angemessenen Übersetzung beinhaltet manche Kontroversen und Spannungen. Dieser Artikel möchte schlaglichtartig den historischen Werdegang der chinesischen Bibelübersetzung darstellen, wobei das besondere Augenmerk auf dem komplexen Wechselspiel zwischen kulturellen und sprachlichen Dimensionen der Übersetzungsarbeit einerseits und zeithistorischen Ereignissen und sprachlicher Entwicklung andererseits liegt.

Eberhard Werner, Hüterin oder Entwicklerin des biblischen Textes: Bibelübersetzung als kirchliche Frontlinie.

Die globale Kirche bewegt sich bezüglich der Wissenschaft der Bibelübersetzung in einem Spannungsfeld. Zum einen versteht sie sich als Hüterin des biblischen Texts; zum anderen will sie die Bibel „unter das Volk“ und „in die Welt“ bringen. Dabei geht es ihr nicht um den Grundtext, sondern auch um dessen verständliche Übersetzungen. Dabei spielen die Fragen von göttlicher Inspiration und historischer Bedingtheit der Bibel eine wichtige Rolle. Welche Konsequenzen diese Spannungsfelder mit sich bringen, ist Gegenstand dieses Aufsatzes. Es wird gezeigt, dass dem in der Gesellschaft zu beobachtendem Pluralismus eine Pluralität der Bibelübersetzungen entspricht.

Weiteres:

Eberhard Werner, Aus meiner Sicht: Rückblick missiotop-Jahrestagung zu „RE-Entry“.

Rezensionen:

Helge Stadelmann, Das Okkulte: Herausforderungen – Einordnung – Seelsorge, 3. stark erweiterte und aktualisierte Auflage, Niederbüren: Esras:net, 2020.

David Henig, Remaking Muslim Lives: Everyday Islam in Postwar Bosnia and Herzegovina, Urbana: University of Illinois Press, 2020.

Sarah J. Melcher / Mikeal C. Parsons / Amos Yong, The Bible and Disability: A Commentary, Waco: Baylor University Press, 2017.

A. Scott Moreau, Contextualizing the Faith: A Holistic Approach, Grand Rapids: Baker Academic, 2018.