em 23/3 Mission in der NS-Zeit

Aus dem Inhalt:

Elmar Spohn, Missionspublikationen in der NS-Zeit: Eine Quellenstudie zu vier ausgewählten Missionszeit-schriften der Glaubens- und Gemeinschaftsmissionen.

Auf einer Tagung in Berlin hatte der Verfasser über die sechzehn Glaubens- und Gemeinschaftsmissionen, die in der NS-Zeit existierten, referiert. Nach Irritationen über die zusammenfassende Bewertung reduzierte er seine Auswahl auf jene Missionen, die sich vergleichsweise häufig zum Themenkomplex Nationalsozialismus äußerten. Ausgehend von den Missionszeitschriften der Evangelischen Karmel¬mission, der Christoffel Blindenmission, des Missionsbundes Licht im Osten und der Neukirchener Mission nimmt dieser Artikel Äußerungen zum Nationalsozialismus dieser Missionsgesellschaften in den Blick.

Bernd Brandl, Die Liebenzeller Mission und der Nationalsozialismus.

Der folgende Artikel vermittelt einen kleinen Einblick in die Forschungsergebnisse über die Liebenzeller Mission in der Zeit des Nationalsozialismus. Die vormals in der Hausliteratur der Liebenzeller Mission postulierte These, dass man in der Zeit der nationalsozialistischen Verwirrung und Verführung standgehalten und die geistliche Substanz bewahrt hätte, lässt sich nach der Lektüre dieses Artikels nicht mehr aufrechterhalten. Es ist an der Zeit einzugestehen, dass nationalsozialistisches Gedankengut Eingang in diese Mission fand.

Helen-Kathrin Treutler, Sackgassen, Umwege und Überholspuren: Forschungen zur Bethel-Mission zur Zeit des Nationalsozialismus.

In diesem Beitrag werden in einem ersten Teil die Sackgassen, Umwege und Überholspuren aufgezeigt, die sich ergeben, wenn man sich dem Themenkomplex Mission und Nationalsozialismus stellt. In deinem zweiten Teil werden dann die historischen Sackgassen, Umwege und Überholspuren, die man bei der Bethel-Mission in der NS-Zeit eingeschlagen hatte, nachgezeichnet.

Ulrich van der Heyden, Der Themenkomplex „Missionsgesellschaften während der Zeit des Nationalsozialismus“: Einige kritische Bemerkungen.

In den gegenwärtigen Debatten um die Notwenigkeit von Forschungen zur Kolonial- und Missionsgeschichte wird der Eindruck vermittelt, als wenn die Geschichte des Kolonialismus und die Verquickungen von Mission und Kolonialismus, resp. Faschis­mus bisher kaum auf der Agenda der Missionsgeschichtsforschung standen. Man kann dabei leicht übersehen, dass es zu diesen Fragen schon umfangreiche For­schungs­ergebnisse gibt. Des Weiteren sei vor der Gefahr einer Pauschalisierung gerade in Bezug auf den Themenkomplex Mission und Nationalsozialismus gewarnt. Der Vortragstil dieses an einer Tagung in Berlin 2021vorgetragenen Beitrags wurde beibehalten.

Jürgen Quack, Die Leitung der Basler Mission in der Zeit des Nationalsozialismus.

Im leitenden Komitee der Basler Mission (BM) waren fast nur Schweizer, aber die hauptamtlichen Referenten und die Missionare waren zum großen Teil Deutsche. Näher untersucht wurde bisher nur die Haltung des deutschen Direktors, des württembergischen Pfarrers Dr. Karl Hartenstein. Der hatte im Ersten Weltkrieg als Offizier gedient und war anfangs gegenüber Hitlers Machtergreifung positiv eingestellt, was bei den Schweizern auf Unverständnis stieß. Hartenstein änderte aber seine Haltung sehr schnell und setzte sich schon 1934 dafür ein, dass sich der Deutsche Evangelische Missionsrat auf die Seite der Bekennenden Kirche stellte. Bei Kriegsausbruch traten alle deutschen Mitglieder der Missionsleitung zurück.

Hermann Vorländer, Neuendettelsauer Mission und der Nationalsozialismus.

Viele evangelische Christen in Deutschland wandten sich schon früh dem National­sozialismus zu, weil sie von ihm die Förderung ihres Glaubens und den Kampf gegen Gottlosigkeit, Moralverlust, Individualismus und Bolschewismus erhofften. In der Neuendettelsauer Mission identifizierten sich ihre führenden Repräsentanten Missions­direktor Dr. Friedrich Eppelein und Missionsinspektor Dr. h.c. Christian Keyßer mit den nationalsozialistischen Ideen, insbesondere im Bereich der Volksmission. Sie wollten die in Neuguinea erlebte Einheit von Volk und Glaube in Deutschland verwirklichen. Auch die meisten in Neuguinea tätigen Missionare traten in die NSDAP ein und gründeten einen Stützpunkt in Finschhafen. Der in der Kirche verbreitete Anti­judaismus diente oft als Brücke zum Antisemitismus der Nationalsozialisten.

Weiteres:

Bernd Brandl, Aus meiner Sicht: Die Vergangenheit holt uns ein.

Einladung zur missiotop-Jahrestagung 2024.

Rezensionen:

Christof Sauer, Martyrium und Mission im Kontext: Analyse ausgewählter theologischer Positionen aus der weltweiten Christenheit, Neuendettelsau: Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 2021.

Joseph W. Handley, Jr., Polycentric Mission Leadership: Toward a New Theoretical Model for Global Leadership, Oxford: Regnum Books International, 2022.

Sherwood G. Lingenfelter/ Julie A. Green, Teamwork Cross-Culturally: Christ-Centered Solutions for Leading Multinational Teams, Baker Academic, 2022.

Jacques Berlinerblau, Secularism: The Basics, New York: Routledge, 2021.

Elliot Clark, Mission Affirmed: Recovering the Missionary Motivation of Paul, Wheaton: Crossway, 2022.